Wenn das Kind nicht in den Kindergarten kann oder die Wohnung zu klein ist, bietet das Eltern-Kind-Office eine Ausweichmöglichkeit.

Für ältere Kinder gibt es einen Schreibtisch, an dem Hausübungen gemacht werden können.

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Im Eltern-Kind-Raum gibt es Bastel- und Malsachen, ein Tipi als Rückzugsort für die Kleinen, einen Spielteppich, Tiptoi-Spielsachen, Playmobil und Lego.

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Care-Arbeit ist eine oft unterschätzte Aufgabe, vor allem bei denjenigen, die sie noch nie leisten mussten. Das zeigte jüngst auch die Diskussion über ein Interview des deutschen Finanzministers Christian Lindner mit der Zeit. Dort sagte er, eines Tages die Betreuung seiner Kinder übernehmen zu wollen. Dann könne er – quasi nebenher – Bücher schreiben oder jagen.

Lindner sagte später, der Autor habe ihn missverstanden. Dennoch gingen die Wogen hoch, denn durch die Pandemie wissen viele Eltern, dass ein "Nebenher" kaum möglich ist. Konzentriert arbeiten, wenn gleichzeitig Kinder im Raum sind, ist eine Herausforderung.

Um es Eltern dennoch zu erleichtern, hat sich die New Work SE, zu der etwa Xing und Kununu gehören, für ihr Büro beim Wiener Schottentor, in dem rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sämtlicher Tochterfirmen arbeiten, etwas einfallen lassen: ein Eltern-Kind-Office. Es kommt dann zum Einsatz, wenn Väter oder Mütter die Kinderbetreuung unter der Woche übernehmen müssen, etwa weil der Kindergarten zuhat oder die Wohnung schlichtweg zu klein ist, um Kinderbespaßung und Teammeetings gleichzeitig zu schupfen.

Schallisolierter Raum

In dem 25 Quadratmeter großen Raum gibt es zwei Arbeitsplätze für Erwachsene und einen für Kinder, die schon zur Schule gehen und Hausübungen machen müssen, außerdem diverse Bastel- und Malsachen, ein Tipi als Rückzugsort für die Kleinen, einen Spielteppich, Tiptoi-Spielsachen, Playmobil und Lego. "Wir wollten eine Art Auffangbecken für bestimmte Tage schaffen und einen Rückzugsort für Eltern, an den sie ohne Stress kommen können. Und an dem es ihnen nicht unangenehm sein muss, wenn die Kinder mal Lärm machen", sagt Markus Tesak von New Work SE, der die Umsetzung des Projekts geleitet hat. Der Raum ist schallisoliert und darf nur mit Kindern genutzt werden, dies aber formlos und ohne vorherige Buchung.

"Es ist eine gute Möglichkeit, wenn man die Arbeit nicht mit nach Hause nehmen will", erzählt eine Mitarbeiterin. Die Kinder hätten Freude daran, "arbeiten" zu gehen. Außerdem sei es hier spannender als daheim, "wo die Kinder irgendwann fernsehen wollen. Hier verteilen sie auch mal das Obst oder helfen bei anderen Tätigkeiten", so die Mitarbeiterin. Und wer kurz ein wichtiges Telefonat ohne Kindergeschrei im Hintergrund führen will, der verlässt einfach den Raum und lässt die Tür angelehnt, "oder eine Kollegin setzt sich kurz rein und hat ein Auge auf die Kinder", sagt Tesak. Das Angebot werde gut angenommen, aber nicht überbordend ausgenutzt.

Weniger produktiv

Das Unternehmen macht sich aber auch keine Illusionen. Wer gleichzeitig Kinder hüten muss, könne sicherlich weniger produktiv sein, bestätigt Tesak. Auch dafür gebe es in den Teams Verständnis. Meist gehe es darum, Quartalsziele zu erreichen, und die Arbeitszeiten seien generell ein bewegliches System, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst bestimmen. Tesak: "Wir glauben, wenn die Eltern sich verstanden und wohlfühlen, verhilft das letztlich auch dem Unternehmen zum Erfolg."

Basteln, Lego spielen oder Hausübungen machen – während Mama oder Papa arbeitet, gibt es für den Nachwuchs allerhand Optionen zum Zeitvertreib. (Bernadette Redl, 9.11.2022)